Der Social-Media-Troll. 10 Tipps, die Sie unbedingt beherzigen sollten

Internet-Troll

Was ist ein Troll? Sicher eine Frage, die nicht jeder ad hoc akkurat beantworten kann, wenn es um das sagenumwobene nordische Fabelwesen geht. In der Social-Media-PR und im Community Management von Diskussionsforen, Facebook-Gruppen, Special-Interest-Communities und speziell LinkedIn-Profilen, die unbedingt seriös bleiben wollen, ist der hinterlistige Widerling aber zu trauriger Berühmtheit gelangt. Muss die Meinungsfreiheit das aushalten können? Sollen Social-Media-Manager nur moderieren oder besser löschen? Sind wir alle gleichgeschaltet, wenn es nur noch politisch korrekt zugeht? Wie sollte unser Umgang mit persönlichen Angriffen und Internet-Mobbing aussehen? Meine klare Meinung dazu: Don’t feed the troll!

Die Crux mit der politischen Korrektheit

Im Unterschied zu seinen pelzigen Vorfahren, die zur Zeit nordischer Mythologie die Reiche der Mitternachtssonne heimsuchten, ist der gemeine Social-Media-Troll heutzutage in fast allen Regionen der Welt anzutreffen. Zu einer regelrechten Plage hat er sich in demokratischen Gesellschaften gemausert, in denen das Recht auf freie Meinungsäußerung den perfekten Nährboden für sein destruktives Treiben bietet. Dort kann er tun und sagen, was er will und sich bei Widerspruch auf die Redefreiheit berufen, die sowohl die Jagd als auch die Gefangennahme dieses bösartigen Diskurs-Unholds fast immer unmöglich macht.

Schlimmer noch: Als letztes Relikt einer Ära, in der Konflikte durch aufeinander Einprügeln mit schweren Holzkeulen gelöst wurden, steht der Online-Grobian in vielen Ländern unter Naturschutz und macht Öffentlichkeitsarbeit online nicht selten zur Tortur. In diesen verweichlichten Gefilden der Achtsamkeit gedeiht er ideal unter dem Deckmantel politischer Korrektheit. Bei weitgehender Narrenfreiheit zerstört er jede Dialektik und sät Unfrieden, wo Konfliktkultur und Empathie ansonsten den Humus für gesellschaftlichen Konsens und Fortschritt bilden.

Die evolutionsbiologische Sensation des Trolls liegt in seiner ausgezeichneten Fähigkeit, trotz der Intelligenz eines Eichhörnchens Sätze von hohem Aggressionspotenzial zu formulieren und vehement selbst gegen überlegene Denker zu verteidigen. Dazu bedient er sich durchtriebener Wortklauberei und dem ausgeprägten Talent, auf erstaunlich subtile wie auch direkte Weise beleidigend zu werden. Trotz seines beschränkten geistigen Apparats ist er zu überraschender Wendigkeit fähig, wenn er früher Abgesondertes per Wortschwall relativiert oder kontrafaktisch abstreitet, um es kurz danach in neuer Version wieder unters Volk zu bringen.

Ein Unhold, der nicht vergeht

Wenn man ihm bei seinen Streifzügen durch die sozialen Medien unvermittelt gegenübersteht, ist extreme Vorsicht geboten. Sofern sich feiges Totstellen und kleinmütige Flucht verbieten, ist von ungeschützten Frontalangriffen dringend abzuraten. Im Abwehrmodus sondern seine Kampfdrüsen ätzende Verbaldurchfälle ab, mit denen er die Atmosphäre weit schneller vergiftet, als er es in milder Stimmung schon täte. Als beste Reaktion hat sich erwiesen, ihn nachhaltig zu ignorieren, statt ihn mit immer neuen Gegenargumenten zu reizen. Nur wer ihn dauerhaft im eigenen Saft schmoren lässt, kann ihn zumindest mundtot machen. Nur selten gelingt es erfahrenen Jägern, ihm durch einen sauberen argumentativen Blattschuss den Garaus zu machen.

Im Großen und Ganzen müssen wir auch in der eigenen Online-PR lernen, mit dem Troll zu leben. Er ist als Unhold ein Unkraut, das nicht vergeht. Weiß man jedoch, wie man ihm taktisch geschickt den Wind aus den Segeln nimmt, ohne auf seine haltlosen Provokationen hereinzufallen, sollte er sich in seine Höhle zurücktrollen, und die Welt wird ein besserer Ort für alle werden.

Internet-Troll-Frau

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Die zehn Top-Tipps im Umgang mit Trollen

  1. Vergessen Sie nicht: Wenn die Klügeren nachgeben, gewinnen die Dummen! Von wegen. Ambitionierter Widerspruch aber treibt den Troll zu hinterfotzigen Höhenflügen. Dabei versteigt er sich zu unaufhaltbaren Tiraden gegen Einzelne, das Umfeld, die Gesellschaft und, wenn es sein muss, das Universum. Lassen Sie ihn links liegen und vielleicht trollt er sich seines Weges.
  2. Füttern Sie ihn nicht. Auf keinen Fall dürfen Sie seiner Arglist durch Argumente Nahrung geben. Halten Sie ihn mit einer langen Stange in Schach und bewegen Sie sich langsam und hellwach rückwärts, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Beweisen Sie Stärke durch einen stahlharten Blick, der ihm signalisiert, dass Sie schon ganz anderen Kalibern den Zahn gezogen haben.
  3. Stellen Sie sich ihm nicht allein. Diesen Kampf können Sie nicht gewinnen. Nicht wenige mussten ihr heroisches Streiten für Wahrheit und Recht bitter bereuen. Auf die Solidarität anderer zählen? Gern, wenn man es blauäugig mag. Am Ende wird man doch nur mitschuldig gemacht an der Erosion der Diskurskultur und aus dem Herzen der Gemeinschaft verstoßen.
  4. Sachliche Diskurse sind was für Loser. Niemals will der Troll eine Diskussion durch höhere Einsicht zum Abschluss bringen. Im Gegenteil: Er trachtet danach, die Emotionen hochkochen zu lassen und auf großer Flamme zu schüren, bis das Klima vollends vergiftet ist. Dann gibt er nicht etwa Ruhe. Er tritt nach, überzieht die Entnervten mit Häme und sucht sich ein neues Ziel seiner ruchlosen Attacken.
  5. Lassen Sie sich nicht blenden. Aufgrund seiner hohen Begabung, durch rhetorisches Lametta selbst das Dümmste klug scheinen zu lassen, sollen es Exemplare vollbracht haben, Doktorgrade zweifelhafter Bildungseinrichtungen zu erlangen. Titel, die nicht gekauft wurden, sind auf andere Weise ergaunert. Das Fadenscheinige ist die Basis seiner falschen Glaubwürdigkeit.
  6. Vergessen Sie Wahrheit und diplomatisches Ethos. Sein Hang zum Postfaktischen und seine Beratungsresistenz sind legendär und existierten schon lange, bevor diese Worte erfunden waren. Der Troll ist hervorragend angepasst an kritische Umgebungen. Sein vegetatives Nervensystem ist blitzschnell in der Lage, alternative Fakten zu generieren und gleichermaßen hirnlos wie wortreich zu verteidigen.
  7. Pampern Sie ihn nicht. Seiner verbalen Inkontinenz ist keine geistige Windel gewachsen. Jeder Versuch von Verständnis ist Wasser auf seine Mühlen und überzeugt ihn weiter davon, es den Weicheiern, Warmduschern, Biererhitzern, Brotrindenabschneidern und Kaffeepadauswringern schon zeigen zu können. Der nachfolgende soziale Flurschaden könnte sich als verheerend entpuppen.
  8. Sie haben seine Aufmerksamkeit? Bloß nichts darauf einbilden. Wenn er Sie erst einmal wahrnimmt, dann über Kimme und Korn der Flinte, mit der er aufs Herz Ihrer Glaubwürdigkeit angelegt hat. Er lächelt Sie an? Welch Blendwerk! Was Sie für eine freundliche Miene halten, ist nur das Grinsen des Unholds, der sich gerade ausmalt, wie er Sie in den Wahnsinn treiben kann.
  9. Sie suchen die offene Feldschlacht gemeinsam mit anderen? In Kürze wird er Sie und alle Mitstreiter gegeneinander aufwiegeln, bis Sie selbst heillos zerstritten sind. Besser eine Guerillataktik der kleinen Nadelstiche wählen. Machen Sie sich lustig über ihn und ziehen sich blitzschnell zurück, ohne ihm die Chance zur Riposte zu geben.
  10. Sie sind Masochist? Prima. Wenn Sie auf seelische Erniedrigung und emotionale Folter stehen, werden Sie viel Freude mit dem Troll haben. Küssen Sie ergeben seine rissigen Stiefel, mittels derer er Sie Sekunden später mit Schmackes ins gesellschaftliche Aus befördern wird. Mitleidlos wird er auf Ihnen herumtrampeln, dass es nur so eine Freude ist. Und die anderen werden froh sein, dass Sie es sind und dass sie selbst ihre Ruhe haben.

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4. August 2021

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