Oder: Was wir von Udo Lindenberg über den eigenen Markenkern lernen können
Wer mich näher kennt, weiß, dass ich ein Riesen-Lindenberg-Fan bin. Schon mit seinem ersten deutschsprachigen Album hat er mich gekriegt und fortan mein Leben begleitet. Wer es schafft, sollte sich ein Ticket für eines der legendären Live-Konzerte besorgen – das ist in jeder Hinsicht outstanding! Die erste deutsche Platte „Daumen im Wind“ ist Anfang der Siebziger erschienen und hatte nur mäßigen Erfolg. Man munkelt von etwa 7.000 verkauften Scheiben – wie wir das damals nannten, als Musik noch in schwarzes Vinyl gepresst wurde.
Erst mit 62 Jahren hat es Udo an die Spitze der deutschen Charts geschafft – mit seinem 34. Album „Stark wie zwei“. Aber natürlich hat er auch mit den anderen Alben viele, viele Goldene Schallplatten erspielt. Ich will hier nur bedingt über Musik schreiben (wobei die Musikbranche meine Startrampe in die PR war. Ich habe schon während des Studiums bei Kick. Musik gearbeitet, einem renommierten Musikverlag und damals das Management von Grönemeyer und Westernhagen. Und meine Magisterarbeit widmete sich den „Texten ostdeutscher Rockmusik von den Anfängen bis zur Wende“ 😊). Künstler-PR war und ist immer auch Personality-PR, und so kommt es nicht von ungefähr, dass diese PR-Säule zu meinem Steckenpferd geworden ist. Und – by the way – auch meine Magisterarbeit habe ich über Musik geschrieben
Udo – das ist für mich Marke pur: authentisch, eigen, polarisierend, engagiert, emotional, nutzenstiftend, cool, konsistent, kontinuierlich, glaubwürdig und von megahoher Expertise. Das sind wichtige Attribute für eine Personenmarke, und wie man sieht, trägt sowas über einen Zeitraum von 50 Jahren und mehr. Thought Leadership at its best!
Dass es von Lindenberg ein Positionierungskonzept gibt, hat mir vor vielen Jahren mein Freund Gerd Kulhavy von der führenden Redneragentur Speakers Excellence zugetragen. Danke dafür, lieber Gerd. Dieses Konzept, genauer gesagt, dieses eine Schaubild, auf eine Tischdecke gekritzelt, ist Positionierung par excellence (hier geht’s zum Masterplan auf Udo Website). Und wer sich ein bisschen mit Udo beschäftigt, wird merken, dass alles aus seinem „Masterplan“ über die Jahre hinweg Bestand hatte und bis heute hat.
Wie werde ich der größte Rockstar?
Henna in die Haare!
Kennst Du Henna noch? War in den 70ern voll angesagt und eine erdige, schmierige Pampe, die die Haare ziemlich orange werden ließ. I loved it. In der Kombi mit Latzhosen und Clogs – unwiderstehlich!
Listen to David Bowie
Klar, was sonst. Geniale Musik, toller Performer, genau wie Udo mit hohem „Freak-Faktor“.
Du bist bisexuell, Gummi-Latex-Hose
Immer gut, wenn die Leute was zum Reden und die Klatschspalten was zum Tratschen haben.
Nie nüchtern auf die Bühne, erst ab 1,2 Promille.
Udo behauptet, dass sich er und die Band mit Alkoholtestern kontrolliert haben, um immer genau auf diesem Pegel zu sein. Wer’s glaubt … aber trotzdem gut für die Legendenbildung … Heute trinkt er (angeblich) nicht mehr, oder nur noch Eierlikör und Absinth. Mit den Likören malt er auch seine farbenfrohen Likörelle und natürlich haben wir seinen 70sten Geburtstag mit Eierlikör begossen. Brrrr!
Hut? Scotland-Yard-Mütze?
Wir alle wissen: Es ist der Hut geworden. Lustig auch bei den Konzerten die ganzen Udo-Doppelgänger im gleichen Outfit! Udo Gerhard, als Kind immer nur Matz genannt, hat sich dann doch gegen den Tim als Künstlername entschieden. So wurde es der schlichte Udo. Passt auch viel besser als Tim!
BILD-Zeitung geschmeidig | SWR 3 Connection | Musik Markt | NDR-Schmiergeld?
Bei diesen Punkten in Udos Masterplan geht’s um Media Relations – wie wir neudeutsch sagen. Udo hat verstanden, dass die Medien ein wichtiger Hebel für die Marke und den Erfolg sind.
Wichtig! Hoch! Bandname! Panik Orchester
Sag ich doch immer: Name, Claim, Headlines haben einen RIESENSTELLENWERT!
DDR kümmern!
Diesen Punkt finde ich besonders spannend. Botschaften, Engagement, wofür stehe ich: Das konturiert eine Personenmarke. Udo kümmerte sich immer um den innerdeutschen Spirit. Er wollte auf die DDR-Bühne, und immerhin glückte irgendwann ein überwachter Auftritt im Palast der Republik. Welcher West-Rocker sonst konnte Honni eine Lederjacke und eine E-Gitarre schenken? 😊
Find Your Freak Faktor
Mit Udos Masterplan möchte ich also in unseren Blog einsteigen. Denn er touched alle meine Herzensthemen: Positionierung, Personality, Profilierung, Public Relations. Das ist im Wesentlichen, worüber ich zukünftig schreiben werde. Und sicherlich auch meine Kollegen. Wir bloggen im Wechsel, so dass Ihr in den Genuss unserer gesamten Teamschreibe kommt. Wenn Ihr also wissen wollt, warum die Claimentwicklung vor den Logoentwürfen kommt, wie man sich immer wieder neu erfindet und dabei trotzdem treu bleibt oder warum das Etikett „Speaker, Trainer, Coach“ noch keine Positionierung ist, dann seid Ihr hier im PS:PR-Blog richtig.
So long, oder um es mit Udo zu sagen: MACH DEIN DING – egal, was die anderen labern!
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