Der Change-Code
Ich habe in den vergangenen Jahren schon eine ganze Reihe Bücher und Themen im Feld von Management, Führung und Change bearbeitet und gerade bei den Besten oft zu hören bekommen, dass es im Moment doch sehr viel hippere Ansätze als den gerade vorgelegten Entwurf gäbe. Komisch nur, dass die tollen Hypes von damals heute so gut wie alle in der Versenkung verschwunden sind. Ein Schelm ist, wer Schlechtes dabei denkt …
Aber gut: Während ich darüber klage, kommt mir Dieter Lederers neues Buch gerade recht: „Der Change-Code. Wie Menschen sich für Veränderungen begeistern und Unternehmen damit gewinnen“. Es nimmt einen frischen Anlauf mit einem neuen Führungs- und Managementmodell, das im Herzen allerdings ein altes Thema adressiert: Warum, zum Haare ausraufen, Mäuse melken oder was auch immer, erreichen wir die Menschen nicht, die unsere Transformationen vorantreiben und umsetzen sollen? Wieso holen wir sie emotional nicht ab, um sie als begeisterte Mitstreiter im Wandel dabeizuhaben? Warum treiben wir unsere Organisationen durch andauernden Veränderungsfrust und gelerntes Scheitern in den Change-Burnout?
Und weil die Lage so dramatisch ist, verlangt der Change-Code ganz zu Recht:
Es wird Zeit, dass der Pfusch beim Change aufhört
Mag sein, dass der eine oder die andere dieses Credo etwas drastisch finden, aber was soll Dieter Lederer anderes sagen, wenn überaus stabil seit vielen Jahren zwei Drittel aller Change-Programme und Unternehmenstransformationen schiefgehen? Umso schlimmer ist das, weil es ebenso Jahr um Jahr mehr Wissen zum Thema in Büchern, Artikeln, Whitepapers, Webinaren, Workshops, Trainings und Coachings in die Welt kommt – ganz zu schweigen von den vielen hippen neuen Methoden, Tools und Trallalas, die wie Sternschnuppen am Change-Himmel auftauchen und kurze Zeit später wieder verglühen.
Dass etwas faul ist am klassischen Changemanagement, ist klar wie Kloßbrühe, und der Change-Code legt folgerichtig den Finger in die Wunde. Wie Unternehmen ihre Veränderungen in den Graben fahren, wird überaus eindringlich mit Beispielen und anhand schädlicher Phänomene thematisiert. So wie es aktuell läuft, wären Samthandschuhe auch fehl am Platz, denn schnelle Verbesserung tut nicht einfach nur not. Sie ist lebenswichtig für alle, die immer noch in ihren alten, verstaubten Stiefeln gehen und sich wundern, dass dieses schleichende Zu-Fuß auf der rasenden Autobahn der Komplexität nicht mehr funktioniert.
Emotional ist die Transformation der Zukunft
Nach der aufrüttelnden Erfahrung des erhellenden und bisweilen schmerzhaften ersten Teils gerät das Mittelstück verbindlicher, weil Dieter Lederer aus Erfahrung weiß, dass viele Pannenphänomene keine Absicht und kein böser Wille sind. Manche sind schließlich nur deshalb so beharrlich unausmerzbar, weil Manager nur das tun, was sie schon immer getan und mit der Muttermilch aufgesogen haben.
Die Lösung, die der Change-Code nicht nur vorschlägt, sondern auch detailliert skizziert, klingt dabei einfacher, als sie in Wirklichkeit ist: „Fakten führen zum Denken, Gefühle führen zum Handeln.“ Dieses Zitat Dieter Lederers bringt die Essenz auf den Punkt: Wenn Unternehmenstransformation gelingen soll, gibt es nur einen Weg – die konsequente Fokussierung auf das, was Menschen brauchen, um sich für Wandel zu begeistern. Es ist eine Tatsache, dass ohne Gefühl keine menschliche Bewegung möglich ist. Denn was immer man rational versteht und einsieht, wird ohne die Emotion nicht zum Leben kommen. Und nur mit ihr werden sich Menschen vertrauensvoll auf eine neue unternehmerische Richtung einlassen und sie kraftvoll umsetzen.
Nur wer sich selbst spürt und führt, kann auf andere eingehen und führen
Damit dieser Wandel im Unternehmen gelingt, müssen sich allerdings auch und zuerst die Führenden wandeln. Wer Menschen auf der Gefühlsebene erreichen will, muss zuerst Zugang zu seiner eigenen Emotionalität finden, um wirkliche Verbindungen und tragfähiges Vertrauen aufbauen zu können. Denn nur, wer seine eigenen Emotionen wirklich spürt und als wertvoll würdigt, kann empathisch auf andere eingehen und ihnen das geben, was sie brauchen, um zuversichtlich und leistungsfähig zu sein.
Mit all dem hebt sich der Der Change-Code nicht nur spürbar ab von gefühlten „Standardwerken“ zum Thema, die Transformation eher als Frage der Change-Architektur begreifen. Er liefert ebenso einen Gegenentwurf dazu, Menschen wie bisher als instrumentalisierte Prozessteilnehmer zu begreifen. Denn diese spüren intuitiv, ob es ernsthaft um sie geht oder ums Wohl des „Systems“ mit ihnen als Mittel zum Zweck.
Durch den Change-Code zur Veränderungsexzellenz
Mit seinem spannenden und unverzichtbaren letzten Teil entwirft das Buch zum Abschluss das Szenario, wie sich der Change-Code dauerhaft etablieren lässt und wie Unternehmen nachhaltig zu der Qualität finden, die Dieter Lederer „Veränderungsexzellenz“ nennt – die anhaltende und wachsende Fähigkeit, sich permanent zu wandeln und die Umstände zu diktieren, die sonst zu Diktatoren werden und das Überleben von Unternehmen gefährden.
Ich finde, was Dieter Lederer feststellt, nachdenkenswert, was er schreibt, lesenswert und was er vorschlägt, nicht nur nachahmenswert, sondern auch überlebenswichtig in einer Zukunft, in der morgen schon alles anders sein kann, als es heute gerade noch ist.
Hier nochmal das Buch im Überblick:
- „Teil I – Die Herausforderung“ deckt die Ursachen der verbreiteten Change-Misere auf und skizziert ihre dramatischen Folgen.
- „Teil II – Die Lösung“ beschreibt die Kernelemente des Change-Codes mitsamt einer leicht zugänglichen Handlungsanleitung.
- „Teil III – Das neue Normal“ schlägt den Bogen hin zur dauerhaften Etablierung von Neuem.
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DIETER LEDERER |
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